Über zwanzigtausend Gründe, um Chiara, Claudio, Mattia und Niccolò zu befreien
Über zwanzigtausend Leute haben die Demonstration belebt, die von der Piazza Adriano gestartet war und durch die Stadt zog, bis sie das Herz der Turiner Innenstadt erreichte. Den zahlreichen Provokationen zum Trotz und den verlangsamenden Maßnahmen, die von der Polizei ausgespielt wurden (Streichungen von Fernzügen, Festsetungen von Bussen, Identifikationsaufforderungen), bewegte sich die Demonstration gegen 15 Uhr 30. Der Blick auf das Gesamtbild offenbarte von Anfang an die sehr große Beteiligung. Rund herum, ein vom so gigantischen wie würdelosen Aufgebot des Polizeipräsidiums erzeugtes, trostloses Szenario: Gitterwände, Jersey-Zäune, Hubschrauber. Das Ganze um einen vollständig leeren, weil schon am Vormittag geräumten Justizpalast abzuschirmen. Das bohrende, unisono von den nach der nächsten Gelegenheit, die No Tav als public enemy auf die Titelseiten zu knallen lechzenden Mainstream-Medien bereits seit Tagen angestimmte Refrain hielt wegen dem üblichen Schwarm von Schreiberlingen auf der Jagd nach irgendeiner der Bewegung des durchkreuzten Zuges anlastbaren Schuld oder Verantwortlichkeit, und sei es nur die Anbringung irgendwelcher Plakate oder die “Unannehmlichkeiten” für die Touristen, auch während der Demonstration angedauert (letzteres – die “Unannehmlichkeiten” für die Touristen – waren allerdings der überaus beengenden Militarisierung geschuldet, die vollständig die gesamte Rote der Demonstration umgab, und nicht der Demonstration als solche!
Einmal mehr hat die No Tav Bewegung aber das getan, was sie angekündigt hatte, und mit Gelassenheit eine weitere Etappe diesen langen Kampfes aufgebaut. Es war Allen klar, dass es die hinter den Gittern zur Verteidigung eines Leeren Gerichtsgebäudes verbarrikadierten 1600 Männer der Ordnungskräfte waren, die heute im Käfig saßen und nicht der unendlich lange Demonstrationszug, der sich durch die Straßen Turins bewegte und Chiara, Claudio, Mattia und Niccolò, Paolo und Forgi und alle andere Aktivisten, denen die Möglichkeit genommen ist, auf der Straße zu sein, aber trotzdem Teil einer großen und vielfältig zusammengesetztenDemonstration waren, mit sich trugen.
Das Wesen dessen, was der No Tav Kampf gegenwärrtig darstellt, war an der Beteiligung selbst abzulesen, welche die von einem Transparent mit der Losung: “Wir sind alle des Widerstands schuldig” und von den Angehörigen der vier Verhafteten Demonstration eröffnet wurde belebte: viele Talbewohner, aber auch, zum x-ten Beweis der Tatsache, dass die Grenzen diesen Kampfes inzwischen weit größer sind als die des Susa Tals, tausende Menschen, die von ganz Italien gekommen waren, Schriftsteller, Schauspieler, Schüler und Jugendliche, Hausbesetzer und Bewegungen für das Recht auf Wohnen, Kampfzusammenhänge, die von Nord bis Süd gegen die Zerstörung der Territorien kämpfen und für die Verteidigung der gemeinschaftlichen Güter. Vor allen Dingen aber, viele einfache Turiner Bürger, die heute im No Tav Kampf eine Opzion zur Befreiung von der Krise und von dem auf Verschuldung, Spekulationen und Major events gestützten Systems Stadt erkennen, als eine konkrete und gute Alternative auf eine Gegenwart, die aus Elend und Verarmung besteht und auf ein räuberisches und zerstörerisches Entwicklungsmodell.
Eine extrem vielfältig zusammengesetze Piazza, die jedoch auf kompakte Weise die Praxis der Sabotage angenommen und behauptet hat und mit einer Stimme die sofortige Freilassung von Chiara, Claudio, Mattia und Niccolò gefordert und den Terrorismusvorwurf mit Bestimmtheit zurückgewiesen hat. Die feierliche Art und Weise, wie der Endpunkt auf der Piazza Castello erreicht wurde, mit der laut “Liberi tutti” rufenden Demonstration unter Beifall der Passanten gab den Grad der Bedeutung und des Erfolges des heutigen Tages wieder. Auf dem brechend vollen Platz folgten extrem viele Redebeiträge aufeinander, als das Demonstrationsende noch unterwegs war, um den Endpunkt zu ereichen.
Zahlreich warehn auch die Termine, die von der Demonstration lanciert wurden, um den Kampf fortzusetzen: am 13. Mai im Susa Tal, ein Jahr nach den Ereignissen, wegen denen Chiara, Claudio, Mattia und Niccolò unter Anklage stehen, um ironisch des “Todes des Kompressors” zu gedenken, am 15. Mai vor dem Kassationsgericht im Rom, wenn das Gericht sich zum Terrorismusvorwurf äußern wird und am 22. vor dem Gerichtshof in Turin am Tag des Prozessbeginns. Weiter hinausschauend wurde jedoch auch mit Nachdruck an das Versprechen erinnert, in den kommenden Wochen gemeinsam den Protest anlässlich des europäischen Gipfeltreffens über die Jugendarbeitslosigkeit am 11. Juli in Turin aufzubauen.
Es wird hart werden… Liberi tutti!
Übersetzung: vivailgrandecuoredeinotav (linksunten.indymedia.org)
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